Lange dachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass sich Elefanten für die Wassersuche vor allem auf Rüssel und Ohren verlassen. Denn die grössten Landsäugetiere haben eine ausgesprochen feine Nase und nehmen auch Geräusche über grosse Distanzen wahr. So kommunizieren sie miteinander durch – für den Menschen nicht wahrnehmbare – Infraschallrufe. Es wäre also denkbar, dass die Dickhäuter sich auch über Wasserquellen austauschen.
Elefanten-Tracking
2015 widerlegte ein Forschungsteam aus Colorado (USA) diese These. Sie legten zehn Elefanten, die im Ethosha-Nationalpark in Namibia leben, GPS-Sender an und verfolgten die Bewegungen der Tiere über einen Zeitraum von zwei Jahren. Dabei zeigte sich, dass die Elefanten Wasserquellen sehr zielsicher aufsuchen.
Meister der Orientierung
Aufgrund des Bewegungsmusters schlossen die Biologinnen und Biologen, dass sich die Tiere dabei auf ihr räumliches Wissen verlassen – auf ihr sprichwörtliches Elefantengedächtnis eben. Nachdem sie gefressen hatten, steuerten sie das nächstgelegene Wasserloch gezielt und in beinahe gerader Linie an, sobald sie sich für eine Richtung entschieden hatten – unabhängig von der Windrichtung. Auch fanden sie Wasserstellen, die bis zu 50 Kilometer entfernt waren. So weit reicht ihr Hörvermögen nicht. Zudem müssten sie, wenn sie sich allein auf die Rufe von Artgenossen verlassen würden, bei deren Ausbleiben verdursten.
Die Ergebnisse des Forschungsteams sprechen also dafür, dass Elefanten sich tatsächlich auf ihre Erinnerung verlassen, um den stets kürzesten Weg zur nächsten Wasserstelle zu finden.