Ein kleiner Spoiler vorweg: Das Wasser, mit dem wir die Zähne geputzt, die Kleider gewaschen und im Klo unser Geschäft weggespült hat, sprudelt irgendwann wieder sauber aus unseren Armaturen – zumindest theoretisch. Denn das in Kläranlagen aufbereitete Wasser wird nicht etwa direkt den Haushalten zugeführt, sondern in Gewässer und damit zurück in den natürlichen Wasserkreislauf geleitet. Und aus diesem Wasser wird wiederum das Trinkwasser gewonnen. Doch bis Abwasser zurück in die Umwelt gelangt, muss man es in mehreren Stufen reinigen.
Der Weg des Abwassers
In einem ersten Schritt wird in den Kläranlagen das Abwasser in einem Rechen grob gefiltert, danach werden Fette und Öle abgeschöpft sowie feiner Kies und Sand entfernt. Das passiert im so genannten Öl- und Sandfang. Nun wird das vorgereinigte Wasser in verschiedenen Klärbecken gelagert, damit sich der so genannte Klärschlamm ablagert. Dieser lässt sich vom Abwasser trennen, und das Wasser wird in ein Fliessgewässer geleitet. Die Kläranlagen produzieren also nicht direkt Trinkwasser, sondern bereiten das Wasser so auf, dass es wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden kann.
Grenzen der Abwasserreinigung
Leider lassen sich nicht alle Stoffe aus dem Abwasser filtern. Besonders problematisch sind Mikroverunreinigungen durch Hormone, Medikamente, Pestizide, Insektizide und andere Chemikalien. Diese lassen sich nur sehr eingeschränkt aus dem Abwasser entfernen und landen deshalb in Gewässern – zum Nachteil der Wasserfauna und der Trinkwasserqualität. Eine zusätzliche Reinigungsstufe, um die Belastung durch solche Mikroverunreinigungen zu reduzieren, ist in der Schweiz derzeit in Entwicklung.
Saubere Gewässer sind keine Selbstverständlichkeit
In der Schweiz umfasst das Kanalisationsnetz eine Länge von über 130’000 Kilometern. Rund 800 angeschlossene Kläranlagen reinigen täglich das Abwasser. Dass dies nicht selbstverständlich ist, macht ein Blick zurück klar: Bis in die 1960er Jahren waren die Schweizer Gewässer stark verschmutzt – teilweise so stark, dass Baden mancherorts verboten war. Bis 1965 waren erst 14 % der Schweizer Bevölkerung an eine zentrale Kläranlage angeschlossen, und auch Abwasser aus Industrie- und Gewerbebetrieben landeten ungefiltert in den Gewässern.