Einmal täglich duschen: Was für uns heute selbstverständlich ist, war noch vor wenigen Jahrhunderten unüblich, ja sogar verpönt. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV soll mit zwei Vollbädern ausgekommen sein – lebenslang. Das zeigt: Auch sanitäre Gewohnheiten sind ein Kind der Zeit. «Hängende Bäder» nannten die Römer die ersten Duschen – wohl weil sich das Wasser aus aufgehängten Behältern von der Decke ergoss. Erfunden haben es aber für einmal nicht die Römer, sondern die alten Griechen: Darstellungen belegen Rohrsysteme, aus denen Wasser von oben herabströmt. Dennoch wird die Idee der «hängenden Bäder» dem Ingenieur Sergius Orata zugeschrieben, der damit römische Landhäuser veredelt haben soll.
Boiler raus, Dusche rein
Während in der Antike und in Rom den Menschen der Zugang zu Badeeinrichtungen offen stand (siehe Box), ebbte diese Sitte im Mittelalter ab und kam im 16. und 17. Jahrhundert ganz ausser Mode. Durch die Verbreitung der Syphilis wurde das Baden gefürchtet, denn man glaubte, dass durch Wasser die Krankheit übertragen würde. Die Folge war wohl eine der dunkelsten Epochen in Bezug auf die Hygiene und vor allem Badekultur: der Barock. Die Erfindung der Unterwäsche, kombiniert mit Parfums, Puder und Schminke waren das Mittel der Wahl gegen unangenehme Körpergerüche.
Erst im 19. Jahrhundert kamen wieder öffentliche Badeanstalten auf und dank einiger Ärzte gewann Waschen erneut an Bedeutung. Die ersten Duschen führten 1860 die französischen Streitkräfte ein, um eine grosse Anzahl von Menschen in möglichst kurzer Zeit sauber zu bekommen. Rund 70 Jahre später hielt der Fortschritt auch in der Schweiz Einzug: Die Badewanne wurde auch zum Duschen benutzt. Erst um 1960 verschwand der Boiler dank einer zentralen Warmwasserversorgung aus dem Badezimmer und machte Platz für die zusätzliche Dusche.